- OR-Connectors - getting in Touch and find the Glue!
- 2023
- habtische Interaktionsobjekte
- in Kooperation mit Larissa Peters
- Installationsansicht: Future Lab, Frankfurt Oder
„OR-Connectors – getting in Touch and find the Glue!
Enjoy our touchy, sticky, slimy, cool bonding tools made out of Oder-river-soil and feel free to tickle.
Co-laborative, Collective collecting of haptically different (fine/coarse, dry/moist, light/dark) sands in Sublice to make the soil feelable in Frankfurt Oder. „
Mit diesen aktivierenden Worten sind Neugierige eingeladen sich den OR-Connectors anzunähren; sich herunterzubeugen, zu schauen, zu berühren, zu fühlen. Die handlich runden bis dahinlaufenden OR-Connectors aus steinigem grauen, feinem gelben, grobem roten und torfigem schwarzen Erdreich werden durch Intra-aktion zu erlebbaren Bonding Tools. Präsentiert auf einem kleinen Podesten warten die Bonding Tools auf der Wiese des Zukunftsplatz in Frankfurt Oder darauf selbst Befühlt zu werden oder Mittler von Begegnung und Berührung zu werden. Umgeben von einem kleinen, kreisförmigen, begraßten Wall, können sich die Besucher, abseits des Trubels vom Future Lab. Lernende Stadt, den unterschiedlichen Haptiken der Bonding Tools hingeben. Die taktilen Sensoriken variieren von schleimig, klebrig, kalt bis verhärtet.
In einer offenen field reasearch am Ufer des polnisch-deutschen Grenzflusses Oder in Sublice und am Herd einer experimentellen Küche in Frankfurt überführen wir gesammeltes Erdreich mit biopolymeren Kunststoffe zu Connectoren. Verfestigte Macht- und Hierarchieverhältnisse, und deren materiellen Strukturen als passive Stoffe warten auf die menschliche Bearbeitung. Diese Verhältnisse werden durch Materie und Materialität der Bonding Tools als dynamisches intra-aktives Werden über sticky, slimy, cool und touchy Verbindungsmomente zu einem lebendigen Austausch von Materie, Energien und Dinge aufgeweicht. Intra-Aktionen sind wechselseitige, sich beeinflussende Schichtungen bzw. Zusammenstellungen verflochtener Handlungsfähigkeiten und Wirkmächte von Materie, durch welche sich die Materie materialisiert.
Über das performativ-diffraktive Intraagieren mit den Bonding Tools und ihrer taktilen Sensorik werden körperliche Sensibilisierungs- und Stimulierungsprozesse für touchy polnisch-frankfurterische Schnittstellen, Übergangsgelände und mehr (Be-)Greifbarkeit zwischenmenschlicher Zustände in selbstgewählten Nähe-Distanzverhältnisse und durch kollektives Erfühlen sozialer Klebrigkeiten eingeleitet. Der performierende Körper bildet während der Intra-Aktion mit den Bondings ein materiell-diskursives Phänomen, welcher prozesshaft und unabschließbar als menschlich Kultur Teil vieler elektronischer, bakterieller, pflanzlicher oder anderer mater-ieller Kulturen ist. Unsere Bondings oder Jane Bennett folgend Bon-Dinge (non-humans) besitzen eine aktive, vitale und positive Bon-Ding-Macht – sie lassen Dinge passieren, lassen handeln, werden lebendig, sind lebendige Einheiten, conative bodies. In ihnen geschieht eine Intra-Aktion bzw. Verwobenheit von Natur und Kultur, in ihrer wesenhaften verknüpfenden Schnittmenge einer naturecultures (Donna Haraway, 2003).
Um die Bedeutungslosigkeit der Materie aufzulösen und der Sprache die Macht zu entziehen, können unsere Bonding Tools als fühlbare und sensible Kommunikatoren menschlicher und mehr als menschlicher Gefühle und Gedanken für ticklishe Knet-, Massage-, Verbindungs- und weitere physische Aushandlungsprozesse eingesetzt werden. Dadurch kann erspüren werden, wie glibberig- ansteckend der künstlerische Glue für eine vielschichtige Beziehungslandschaft um die deutsch-polnischen, inneren und äußeren Bo(u)ndaries ist.
Isabelle Kirsch & Larissa Peters
Bilder: Isabelle Kirsch, 2023