- Organismus I
- 2019
- digitale LEDs, Servomotoren, Mikrocontoller, Metall, Kunststoff | programmierte Lichtsequenzen, Loop | 2 Objekte à 80 cm Durchmesser
- Installationsansicht: Gewächshäuser der ehemaligen Gärtnerei auf dem Campus der Universität des Saarlades, Saarbrücken
In einem verlassenem Gewächshaus ist ausgehend von der Idee des Organismus ein artifizieller Körper integriert. Synthetisches Material und Technik grenzen ihn im Gewächshaus von der Natur außerhalb ab. Die Arbeit „Organismus“ thematisiert das Verhältnis von Natur und Technik in Ordnungsstrukturen vor dem Hintergrund, dass alles Handeln den Gang der Dinge beeinflusst. Der synthetische Körper drückt sich durch Licht und Bewegung aus und fügt sich mit gleichmäßigen Geräuschen in die Umwelt ein.
In einer raumgreifenden Installation wird der natürliche Rhythmus von Tag und Nacht aufgegriffen: Am Tag gelangt Licht in das Innere des Gebäudes, und die Umgebung ist lediglich mit einem Weißschleier zu sehen. Die Farbigkeit der Köperfarben ist am Tag zurückgenommen und steht im Kontrast zur Farbigkeit der Lichtfarben während der Dunkelheit. In dunkler Umgebung beginnt das Gebäude selbst zu leuchten. Im Inneren sind ein leuchtender Körper und dessen Reflektionen zu sehen.
Das Satteldach des Gewächshauses verweist auf den Mensch. Durch die technische Künstlichkeit scheint der synthetische Organismus dem Menschen fern, doch gleichzeitig mit seiner lebendigen Organik und Bewegung nah. Diese Ambivalenz wirft Fragen zu Ursprung, Funktion und Zukunft auf: Woher stammt der Organismus? Wie ist er an den Ort gekommen? Wurde er vom Menschen erschaffen oder hat sich eine technische Koexistenz entwickelt? Erfüllt er eine Funktion? Ist ihm gar eine Intelligenz oder Empathiefähigkeit zuzusprechen?
Hinter den Handlungen des Organismus steht eigentlich eine informationsverarbeitende Mathematik. Eingelagerte digitale Informationen werden in Mikrocontrollern verarbeitet und an LEDs und Servomotoren gesendet. Ähnlich sendet das Gehirn Reize und steuert so Funktionseinheiten. Der Speicher wird so zum Gedächtnis, welcher, einmal gespeist und mit Energie, sich stetig wiederholt.
Der synthetische Organismus wird in Bezug zu einer technisch orientierten Gesellschaft gesetzt und wirft die Frage nach der Position des Menschen zum Verhältnis von Natur.
Fotos: Isabelle Kirsch, 2019